Was tun, wenn die Power Point-Präsentation beim zweiten Testlauf hängt und nur noch zehn Minuten bleiben? Wie stellt man ein Arbeitsergebnis vor, wenn man gar keins hat? Wie kann man eine doch recht kurzgeratene Biografie präsentieren, ohne dass man in fünf Minuten fertig ist?
Vor diesen und anderen Fragen standen die Schüler/innen des Berufseinstiegsjahres (BEJ) 2, Fachrichtung Farbe, noch kurz vor der Abschlusssitzung ihres Projektes „Junger Rat für Mast“, für das sie seit Januar recherchiert und gearbeitet hatten (wir berichteten).
Das Thema des Projektes, das die Bundestagsabgeordnete Katja Mast regelmäßig für interessierte Klassen initiert, lautete in diesem Jahr: „Was ich mit Hauptschule alles werden kann – lebende Vorbilder aus Pforzheim und dem Enzkreis“. Ein Thema, das sich zunächst als leicht zu bearbeiten anhört: da überlegt man sich ein paar Fragen, stellt sie jemandem und schreibt alles auf – fertig! Dass es dann doch etwas schwieriger wurde, bemerkte die BEJ Farbe schon recht bald, denn wen fragt man eigentlich? Wer hat’s zu was gebracht und hat als Ausgangsbasis den Hauptschulabschluss? Nach dieser Detektivarbeit ging es dann wieder flotter voran: die erfragten Lebens- und Berufswege von vier Pforzheimer Persönlichkeiten wurden fixiert, mit Bildmaterial veranschaulicht und über Rollenspiel, Vortrag und Power point Katja Mast vorgestellt.
In den sich anschließenden Gesprächen wurde bei diesen Viten deutlich, welche soft skills ein berufliches Fortkommen fördern: alle Vorbilder haben Spaß an ihrer Arbeit, sind zufrieden mit den jeweiligen Anforderungen, die ihnen ihr Beruf stellt: der Kontakt mit Kunden, das Leben mit Musik und Breakdance, die Kreativität bei der Produktherstellung oder Jugendliche auf ihrem Schulweg zu unterstützen.
Ausdauer, Willensstärke, Interesse sowie die Bereitschaft sich auch in anderen Bereichen zu engagieren gelten für die Befragten als Schlüssel zum Erfolg, wobei nicht die Unterstützung Nahestehender und deren Glaube an die Person unterschätzt werden darf!
Gemeinsam ist allen auch das frühe Ausbildungsalter mit 15 Jahren, es folgten Realschule, Abendschule, Meisterschule bis hin zum Hochbaustudium mit Staatsexamen.
Beruflicher Stillstand ist jedoch trotz Erfolg nicht angesagt: an Wettbewerben wurde und wird teilgenommen, einige haben Preise abgeräumt wie viermaliger Deutscher Meister und Europameister im Kommet Grill Team oder den Weltmeistertitel mit der deutschen Nationalmannschaft der Köche.
In dieser Palette finden sich auch mehrmalige Fernsehauftritte – wen wundert’s jetzt noch bei den Viten?!
Dass also „was geht“ mit Hauptschulabschluss ist jedem während der Präsentation deutlich geworden, ebenso wie die dazu notwendigen persönlichen Fähigkeiten wie Aktivität, Engagement, Durchhaltevermögen und Interesse.
Was davon die Schüler/innen in der BEJ Farbe schon haben, noch ausbauen oder stärken müssen, wurde jeden bewusst während der Gruppenarbeit: Bei der ebenfalls erfolgten kritischen „Nabelschau“ zeigte sich, wie wichtig Verlässlichkeit, Absprachen, Termintreue oder Eigeninitiative sein können. Ohne sie geraten Ergebnisgewinnung und Erfolg ins Wanken.
Das Fazit des Projektes hat ein interviewtws Vorbild so formuliert: „Es ist nie zu spät, aus seinem Leben etwas zu machen.“